Das Gallus Experiment St.Gallen

St.Gallen. Im Rahmen des «Gallus Experiment» hat Matthias Wenk seine Sachen gepackt und 20 Tage alleine im Wald gelebt.

Der heilige Gallus

Gallus, ein Schüler des irischen Abts Columban, wurde wohl um 550 in Ulster (Nordirland) geboren und starb am 16. Oktober gegen 650 in Arbon. Gemeinsam mit seinem Lehrer befand er sich auf einer Reise Richtung Italien, als er nahe der noch wenig christianisierten Ortschaft Arbon erkrankte und sich entschloss, sich von Columban zu trennen. Er wollte sich in der Umgebung als Eremit niederlassen.

Die Heiligenviten aus dem neunten Jahrhundert erzählen, dass Gallus zusammen mit Hiltibod, einem Diakon aus Arbon, im Steinacher Wald nach einem geeigneten Ort für die Klause suchte. Am Wasserfall an der Steinach rasteten die beiden, und währen Hiltibod die frisch gefangenen Fische briet, wollte sich Gallus zum Gebet zurückziehen, als er im Dornengestrüpp hängenblieb und stürzte. Dies deutete der Mönch als göttlichen Zeichen und errichtete an jener Stelle seine Eremitenklause.

Nicht viel später muss – wahrscheinlich östlich der heutigen Kathedrale von St. Gallen – der erste Gebetsraum entstanden sein. Bald schlossen sich Gallus weitere Männer an: Seine Eremitenklause wurde zu einem religiösen Zentrum, dessen Tagesrhythmus von Gebet, Arbeit und religiösen Lesungen bestimmt war.

Und auch nach 650 liess die Ausstrahlungskraft seiner Klause nicht nach: Gallus wurde bald als Heiliger verehrt. Aus seinem Leben wurden Wundergeschichten überliefert, etwa die Legende vom Bären, der eines Nachts bei Gallus’ Klause auftauchte, ihn aber nicht angriff, sondern auf den Befehl des Heiligen ein Stück Holz ins Feuer warf. Der Bär ist heute das wichtigste Attribut in bildlichen Darstellungen des Heiligen und ging auch in das Wappen der Stadt St. Gallen ein.

Aus:
Nadine Amsler, Ann-Katrin Gässlein. Der Kanton St. Gallen – eine Religionsgeschichte. In: Ann-Katrin Gässlein (Hg.). Mit Gallus den Religionen auf der Spur. Religiöse Gemeinschaften, Kirchen und spirituelle Bewegungen im Kanton St. Gallen, St. Gallen 2012, S. 25 und 26.


Wir danken Nadine Amsler und Ann-Katrin Gässlein vielmals für die Erlaubnis, ihren Text über Gallus veröffentlichen zu dürfen!

Die folgenden Texte wurden uns vom Bistum St. Gallen zur Verfügung gestellt. Herzlichen Dank dafür! Finde mehr Infos zum Hl. Gallus auf der Homepage des Bistums St. Gallen.

Gallus beim Fischen in der Steinach, um 1455 (vermutlich von Cuonrad Sailer), Buchmalerei aus „St. Galler Hausheilige“ (Stiftsbibliothek St. Gallen)